Bildauschnitt historisches Rathauses in Walldürn mit Fachwerk

Stadtnachricht

Rede zum Jahresabschluss 2021 des Bürgermeisters

im Rahmen der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Montag, 13.12.2021

Sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderates,
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

was wird vom Jahr 2021 bleiben?

Es ist sicherlich zu früh, jetzt schon ein Fazit des Jahres 2021 zu ziehen.

Man kann einige isolierte Punkte herausgreifen. Ein Fazit über die Wirkungen des Jahres 2021 kann man allerdings erst in den nächsten Jahren ziehen, wenn man Entwicklungen, die jetzt begonnen wurden, man in ihren Auswirkungen klarer wahrnehmen kann. Ich meine dies zum einen natürlich politisch, zum anderen jedoch auch für uns jeden einzelnen gesundheitlich.

Im Vordergrund steht natürlich in einem Rückblick das Notstandsmanagement in Zeiten einer Pandemie durch Bund, Länder und vor allem durch uns Städte und Gemeinden. Jedes einzelne Glied dieser Aufzählung kam für sich an den Rande seiner personellen Leistungsfähigkeit. Man muss in einer Analyse ganz klar erwähnen, dass durch diese Corona Pandemie viele Aufgaben plötzlich zur Ausführung an die Städte und Gemeinden weitergeleitet wurden, was für eine kleinere Gemeinde mit demselben Personalstamm an und für sich kaum leistbar war. Trotzdem kann man mit Fug und Recht behaupten, dass bis zum derzeitigen Zeitpunkt die Städte und Gemeinden ihren Aufgaben voll gerecht wurden, auch wenn manche dringenden notwendigen anderen Aufgaben dadurch ins Hintertreffen gerieten. Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, ich danke Ihnen für Ihr Verständnis, dass Sie akzeptiert haben, dass die Stadtverwaltung in vielen Bereichen Prämissen setzen musste.

Gerade unsere Ortspolizeibehörde, die in unserem Hauptamt verkörpert ist, hat in diesem Jahr Großes geleistet. Ich möchte mich hierfür bei den Damen und Herren ganz herzlich bedanken.

Wenn auch die Unterstützung durch die Polizeivollzugsbehörden manchmal nicht ausreichend war, so hat das Hauptamt trotz angespannter personeller Lage seine Aufgaben hervorragend gemeistert. Die Problematik der fehlenden Unterstützung haben wir durch einen regen Schriftverkehr mit dem Innenministerium des Landes Baden-Württemberg immer wieder moniert. Alleine Datenschutzgründe können in einer Pandemie mit dieser Tragweite keine Entschuldigung dafür sein, dass eine Überforderung der Ortspolizeibehörden gerade in kleineren Gemeinden verursacht wird. Die kommunalen Spitzenverbände haben inzwischen in Gesprächen mit dem Innenministerium diese Problematik zu lösen versucht und eine Sensibilisierung erreicht.

Ich will aber einige wenige markante Punkte herausgreifen, die uns im Jahr 2021 positiv bewegt bzw. mit denen wir große Erfolge und Ziele errungen haben.

Allem voran sehe ich hier den zum Ende des Jahres 2021 erreichten seit fast 30 Jahren historisch niedrigen Schuldenstand der Stadt Walldürn.

Mit Stand zum 31.12.2021 haben wir ausgehend von einem derzeitigen Bevölkerungstand von 11.800 Bürgerinnen und Bürgern einen planmäßigen Schuldenstand von 10.772.936 €, was dann eine Pro-Kopfverschuldung von nur mehr 912,96 € ergibt. Wir haben also die magische Grenze von 1000 € Pro-Kopfverschuldung positiv nach unten durchbrochen. Die langfristige Strategie unseres Gemeinderates der maßvollen Sparpolitik hat daher nun einen großen Erfolg gezeigt.

Ein weiterer Höhepunkt des Jahres hat sich nun erst zum Ende des Jahres ergeben. Wir können stolz sein, uns nun entsprechend unseres Antrages durch den Bescheid der Landesregierung von Baden-Württemberg ab 1.1.2022 offiziell „Wallfahrtstadt Walldürn“ nennen zu dürfen. Die Verbindung zu unserer Stadtgeschichte erhält dadurch eine neue von uns sehr gut zu vermarktende Dimension.

Das investive Highlight des Jahres 2021 war vor allem anderen die Fertigstellung unserer Turnhalle Keimstraße. Mit dem ursprünglich umstrittenen Entwurf mit der Holz- Außenfassade aus dem eigenen Wald haben wir ein architektonisches Highlight sowohl von außen als auch von innen gesetzt, um das uns andere sicher noch lange beneiden werden. Unsere Vereine und die Schulen haben diese funktionelle Zwei-Feld-Halle schon sehr gut angenommen und sind begeistert über die Möglichkeiten, die wir nun in dieser neuen Sporthalle zur Verfügung haben. Eine größere Einweihungsfeier konnte bisher leider noch nicht stattfinden, da uns die Pandemie mehrfach einen Strich durch die Rechnung machte. Wir wollen dieses richtungsweisende Bauwerk nicht einfach nur ohne weitere Erwähnung in Funktion nehmen. Wir werden die Einweihung auf jeden Fall im Jahr 2022 mit einem größeren Fest nachholen.

Im gleichen Kontext zu sehen ist die über lange Monate erarbeitete und umfangreich diskutierte Neufassung unserer Vereinsförderrichtlinien. Mit diesen Richtlinien, die die Vereinsförderungshöhe und investive Unterstützung durch die Stadt Walldürn um das mehr als Doppelte erhöht hat, haben nun die Vereine eine hervorragende Grundlage für ihre Jugendarbeit und die ehrenamtliche Vereinsarbeit. Unsere Vereine sind das Herz des ländlichen Raums. Ohne das Wirken der vielen ehrenamtlichen Kräfte hätte der ländliche Raum weder kulturell noch gesellschaftlich eine Chance, seine außergewöhnliche Lebensqualität für seine Bürgerinnen und Bürger zu erhalten.

In diesem Zusammenhang ist es mir nun erneut ein Anliegen, den ehrenamtlichen Kräften Dank zu sagen. Sie haben meine höchste Anerkennung. Eine Stadt braucht die Unterstützung ihrer Bürgerinnen und Bürger, um ihre sozialen und kulturellen Aufgaben überhaupt erst erfüllen zu können. Wir brauchen deshalb eine Kultur des Miteinanders, um unsere Standards zu halten und weitere Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Wir brauchen Menschen, die nicht nur an sich, sondern auch an andere denken.

Gestatten Sie mir nun aber auch einen Ausblick auf das nächste Jahr. In der Hoffnung, dass wir ohne Pandemie wieder ein normales Jahr erleben dürfen, haben wir nun doch einige Projekte, die wir im nächsten Jahr umsetzen wollen, bzw. die wir gerne begleiten wollen.

Wir werden ein neues Tourismuskonzept implementieren. Unter dem Thema „Nachhaltiger Tourismus“ wollen wir die ersten Schritte unternehmen, diese Tourismuskonzeption umzusetzen. Wir denken daran, die Stadt Walldürn ähnlich des Modells des Neckar-Odenwald-Kreises zu einer FAIR TRADE Gemeinde zu machen. Wir wollen dabei einen ersten Schritt dazu nächstes Jahr unternehmen. Wie Sie uns inzwischen kennen, werden wir einen eigenen Weg mit kreativen Ideen und ohne etwas kopieren zu wollen, wählen. Die Planungen dazu laufen.

Unser Großprojekt Stadt- und Heimatmuseum mit Tourist- und Freizeitinfozentrum in einer Gesamtinvestition von 5,6 Millionen € werden wir mit den ersten baulichen Maßnahmen starten. Bei Fertigstellung dieses Projektes wird sich die Stadt und ihr Stadtbild wesentlich verändern und wir werden dadurch alle Möglichkeiten für den Nachhaltigen Tourismus noch besser durch die Gebäudeeinheit ausschöpfen können, als dies bisher im Alten Rathaus der Fall gewesen ist.

Das schon 2021 begonnene Großprojekt der Sanierung unserer Grundschule in der Keimstraße sowie der Grundschule in Rippberg wird 2022 trotz nicht unerheblicher baulicher Erschwernisse forciert und im Falle der Grundschule Rippberg mit Sicherheit fertiggestellt.

Ein ähnlich großes Projekt, das bisher noch gar nicht so in der Öffentlichkeit angekommen und diskutiert wurde, ist der Ausbau unseres Geriatriezentrums St. Josef in Walldürn mit einer Investitionssumme von 7 Millionen €. Wir hoffen, dass wir Ende 2022, spätestens aber Anfang 2023 die geplanten 30 Einzelzimmer und eine Tagespflege als moderne Ergänzung des Bestandes in Betrieb nehmen können. Mit Fertigstellung befindet sich dann in Walldürn mit unserer Einrichtung ein höchst wettbewerbsfähiges Zentrum, das auch baulich dem Standard entspricht, wie es jetzt schon qualitativ die personelle Betreuung der Bewohner hat. Weitere Planungen in Bezug auf Betreutes Wohnen werden jetzt schon mit einer eventuell kurzen Umsetzungszeit angedacht. Ebenfalls laufen derzeit die Vorbereitungen, das Gebäude unseres „Alten Krankenhauses „zu einem modernen interdisziplinären Ärztehaus umzugestalten.

Mit dem Ausbau der Gregor-Mendel-Straße und dem daran anknüpfenden neuen Wohnbaugebiet Lager Leinenkugel sowie die Beplanung unseres neuen Wohngebietes Neuer Wasen II mit 49 Bauplätzen haben wir uns für die Zukunft und für junge Familien ab 2022 wieder gut aufgestellt.

Inzwischen haben eine Vielzahl von Investoren erkannt, dass Walldürn und der ländliche Raum für Projekte des Wohnbaues sehr attraktiv ist. Der örtliche Mietmarkt ist sehr angespannt, da wenig Angebote auf dem Markt sind. Umso wichtiger ist es, wenn private Investoren dieses Thema aktiv aufgreifen. Wir können uns daher gerade im nächsten Jahr auf einige neue größere Projekte freuen.

Mitten in der Stadt in der Adolf-Kolping-Straße wird ein neues Ärzte- und Geschäftshaus mit großer Wohnqualität entstehen. Ein lang gehegter Wunsch unserer Bevölkerung wird dann Wirklichkeit werden.

Der Arbeiter und Samariterbund ASB wird in der Gregor-Mendel-Straße sein neues Wohn-und Pflegeheim im Jahr 2022 erstellen .

Als innerstädtische Verdichtung entstehen weitere Wohnbau- und Sanierungsprojekte in der Gregor-Mendel-Straße, in der Bonnstraße, in der Wettersdorfer Straße, in der Hornbacherstraße, in der Otto–Hahn-Straße. Weitere interessante Projekte wurden uns darüber hinaus schon für die Zukunft vorgestellt.

Wir werden 2022 weitere Projekte für das Bürgerbeteiligungsmanagement vorstellen. So sollen künftig zur Beratung unseres Entscheidungsgremiums Gemeinderat ein Jugendbeirat und ein Seniorenbeirat installiert werden, um bei Sachfragen die Interessen von Jugendlichen, Kindern und Senioren mit in den Gemeinderat einzubringen. Im Vordergrund bei einem solchen Gremium soll allerdings nicht die Bürokratie oder ein umfangreicher und komplizierter Wahlvorgang sein, sondern alleine die Expertise der verschiedenen Interessengruppen.

Wir waren im Jahre 2021 sehr erfolgreich mit unseren Veranstaltungsformaten. Alle Veranstaltungen, sowohl auf dem Schlossplatz, hinter dem Schloss als auch im Freibad sind bei der Bevölkerung begeistert angenommen worden, sodass man zur Erkenntnis gelangt ist, dass es sich lohnt, diese Formate weiterzuentwickeln. So ist für das Jahr 2022 Weiteres geplant. Sowohl auf dem Schlossplatz, rund um das Schloss und auch in den  Höfen, von denen Walldürn erstaunlich viele hat, im Freibad oder im Hallenbad sollen wieder für die Bürgerinnen und Bürger Veranstaltungen stattfinden, damit schnell die Zeiten der Pandemie vergessen werden können. Unsere Kinder und Jugendlichen aber auch alle Bürgerinnen und Bürger haben es verdient, nach einem hoffentlich bald stattfindenden Ende der Pandemie wieder unbeschwert feiern zu dürfen.

Um im Neuen Jahr wieder eine gewisse Normalität zu erreichen ist es jedoch notwendig, dass jeder die Verantwortung für den anderen dadurch übernimmt, indem er sich impfen lässt.

Ich appelliere daher in meinem Jahresrückblick nun auch an Sie alle, liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, sich impfen zu lassen!

Impfen ist nur ein kleiner Dienst am Nächsten. Dieser kleine Dienst jedoch hat in der Masse seiner Teilnehmenden riesige Auswirkungen auf unsere gesamte Gesellschaft. Wenn jeder einzelne sich dieser Verantwortung bewusst ist, diesen Dienst am Nächsten und an sich selbst zu tun, werden wir die Pandemie erfolgreich bekämpfen können und zu einer Normalität zurückkommen, nach der wir uns alle sehnen.

Zum Abschluss möchte ich die heutige Gelegenheit nutzen, allen Walldürnerinnen und Walldürnern zu danken, die sich für ihre Mitmenschen, die sich für lohnende Ziele einsetzen. Es gibt viel bürgerschaftliches Engagement in unserer Stadt und in unserem Land, mehr, als man manchmal meint, wenn soziale Kälte oder Kriminalität alleine die Schlagzeilen beherrschen. Die Menschen, die sich für karitative Organisationen, in Vereinen oder in der Nachbarschaftshilfe engagieren, machen keine Schlagzeilen - sie machen einfach das, was sie für richtig halten oder als notwendig empfinden. Sie bewegen dadurch etwas in Sport, in der Kultur, in den sozialen Diensten oder überhaupt in der Gesellschaft. Sie helfen Bedürftigen oder verschaffen anderen ihr Recht.

Menschen die sich engagieren, handeln aus Verantwortungsgefühl heraus und aus Mitmenschlichkeit. Sie beweisen Solidarität und manches Mal Zivilcourage, wenn sie sich für bedrohte oder ungerecht Behandelte einsetzen.

Danken möchte ich hiermit allen Menschen, die an den Feiertagen arbeiten und selbst am Heiligen Abend für alle anderen den Betrieb aufrechterhalten. Ich denke dabei an die Männer und Frauen vom Roten Kreuz, die auch über die Feiertage die Teststation aufrechterhalten, ich danke auch den im ÖPNV Tätigen und unserer Feuerwehr, der Ärzteschaft und den Pflegekräften, unseren Männern und unserer Frau vom Bauhof und unseren Stadtwerken. Und nicht zuletzt allen Menschen, die sich gerade an Weihnachten um andere, um Bedürftige oder Alleinstehende kümmern.

Ein weiteres Wort des Dankes spreche ich aus den Verantwortlichen in Industrie, unseren Geschäftsleuten, all unseren Verbänden und Institutionen, unseren Schulen, Kirchen der Bundeswehr, den in der Stadt angesiedelten Landes- und Bundesbehörden, unseren Ortschaftsverwaltungen und Ortschaftsräten, unserer städtischen Verwaltung und des Gemeindeverwaltungsverbandes, unserem Forst und den Damen und Herren des Geriatriezentrums und anderer Altenhilfeeinrichtungen.

Ein ebenso großes Wort des Dankes möchte ich allerdings gegenüber Ihnen, meine Damen und Herren des Stadtrates, und allen Ortsvorstehern für das Zusammenwirken zum Wohle unserer gesamten Bevölkerung aussprechen. Wir haben im letzten Jahr sehr gut zusammengehalten und sind meines Erachtens durchaus vorbildhaft unseren Bürgerinnen und Bürgern vorausgegangen.

Wir alle leben in einer Zeit, in der es darauf ankommt, mehr Solidarität zu üben. Jeder muss sich auf sein Leistungsvermögen und auf seine Verantwortung für sich, für andere und für das Ganze besinnen.

Weihnachten, das Fest der Freude und des Schenkens steht nun vor der Tür.

Ein Fest des Miteinanders und der Güte. Güte wiederum „Güte ist, wenn man das leise tut, was die anderen laut sagen".

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

ich bin sehr froh über das Ausmaß des bürgerschaftlichen Engagements, die Solidarität und Mitmenschlichkeit, die wir in unserer Heimatstadt antreffen. Es ist schön, dass die Bereitwilligkeit ungebrochen ist, sich für das eigene Gemeinwesen einzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und aktiv zu werden, wo es Not tut.

Jede Stadt lebt davon, dass sie von ihren Bürgerinnen und Bürgern getragen wird. Soziale Wärme kann es nur geben, wenn die Menschen über den eigenen Tellerrand hinaussehen und sich für andere engagieren. Freiwilligenarbeit und ehrenamtliches Engagement, wie sie bei uns anzutreffen sind, bedeutet Lebensqualität - und das für Alle!

Um die Probleme lösen zu können, die im neuen Jahr wieder auf uns zukommen werden, brauchen wir alle dazu den guten Willen.

Den Walldürner Bürgerinnen und Bürgern sowie allen ehemaligen Walldürnerinnen und Walldürnern im In- und Ausland gelten meine guten Wünsche für ein friedvolles Weihnachtsfest und ein gesundes, erfolgreiches neues Jahr 2022.

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Redakteur / Urheber
Amt für Öffentlichkeitsarbeit - MD