Bildauschnitt historisches Rathauses in Walldürn mit Fachwerk

Stadtnachricht

75. Wallfahrt der Heimatvertriebenen in Walldürn


Am Fest „Mariä Heimsuchung“ 1946 trafen sich zum ersten Mal Heimatvertriebene aus den ehemaligen Deutschen Ostgebieten zur Wallfahrt zum Heiligen Blut in Walldürn. Im Glauben und in der Kirche suchten sie nach den schweren Zeiten der Vertreibung und dem Krieg Trost und Zuflucht.

Ins Leben gerufen wurde die Wallfahrt durch die Ackermann-Gemeinde der Erzdiözese, einen Zusammenschluss katholischer Heimatvertriebener aus dem Sudetenland. Ihren Namen entlehnt die Ackermann-Gemeinde der ersten neuhochdeutschen Dichtung, dem Ackermann aus Böhmen des Johannes von Saaz. Diese bedeutende Prosadichtung aus dem Jahre 1400 ist ein Dokument für die Jahrhunderte alte Verwurzelung und schöpferische Kraft der deutschen Kultur in den böhmischen Ländern und ein Sinnbild für eine Lebensgestaltung aus christlichem Glauben und Hoffen. Als Männer der ersten Stunde der Vertriebenenwallfahrt sind u. a. Pfarrer Heinrich Magnani (Hettingen) und der frühere Bundestagsabgeordnete und Oberbürgermeister von Mosbach, Herr Fritz Baier zu erwähnen.

Schwarz-weiß Aufnahme bei der Wallfahrt der Heimatvertriebenen von 1969. Einzug der Gäste auf den Wallfahrtsplatz.

Wallfahrt der Heimatvertriebenen in Walldürn 1969. Als Gastredner zieht Josef Stingl (Nürnberg), Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, auf dem Wallfahrtsplatz ein, in Begleitung von MdB Fritz Baier (rechts) und MdB August Berberich (links), sowie Stadtpfarrer Pater  Wigbert Richter OSA, Landrat Hugo Geisert und Bürgermeister Alfred Hübner (2. Reihe).

Neben den vielen kirchlichen Würdenträgern fanden sich auch bedeutende Persönlichkeiten des politischen Lebens zu Kundgebungen auf dem Wallfahrtsplatz ein. Höhepunkte waren z. B. der Besuch von Bundespräsident Dr. Heinrich Lübke zum 20. Jubiläum1965, Ministerpräsident Dr. Hans Filbinger, Dr. Otto von Habsburg, Dr. Josef Stingl (Präsident der Bundesanstalt für Arbeit und Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde), Franz Josef Strauß 1970.

Das 70. Wallfahrtsjubiläum wurde mit Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch und die Festansprache des früheren Ministerpräsidenten Prof. Dr. Erwin Teufel 2020 würdig begangen.

Zur Pflege der seit 1946 bestehenden Vertriebenenwallfahrt, der Bewahrung des christlichen Glaubens und der Erhaltung des Gedenkens an die alte Heimat hat die Stadt Walldürn 1987 die Patenschaft über die Wallfahrt der Heimatvertriebenen zum Heiligen Blut in Walldürn übernommen.

Am Sonntag, dem 20.06.2021 findet die 75. Jubiläumswallfahrt der Heimatvertriebenen nach Walldürn statt (9.30 Uhr Pontifikalamt mit Weihbischof Dr. Peter Brinkhofer), nachdem im vergangenen Jahr die Wallfahrt coronabedingt ausfiel.

Der Wallfahrtstag fällt in diesem Jahr auf den von der Bundesregierung seit 2015 eingeführten Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung. An diesem Tag soll den Opfern von Flucht und Vertreibung weltweit sowie insbesondere der deutschen Vertriebenen gedacht werden. Weltweit befinden sich heute mehr als 50 Millionen Menschen auf der Flucht.

Text: Stadtoberverwaltungsrat Helmut Hotzy

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Amt für Öffentlichkeitsarbeit - MD